An der GV der «Original Evolèner Viehzuchtgenossenschaft Wallis 1» kamen spannende Züchter-Fragen zu Sprache.

Klein und familiär, aber mit grosser Leidenschaft am Arbeiten: So lassen sich die Tätigkeit und die Generalversammlung der «Original Evolèner Viehzuchtgenossenschaft Wallis 1» am Sonntag, 5. März. in Brig auf den Punkt bringen. Aufgebracht sind die Züchterinnen und Züchter über die Geringschätzung bei der Zuteilung der neusten Fördergelder für die Erhaltung gefährdeter einheimischer Nutztierrassen.

Die «Original Evolèner» sind mit sechstausendjähriger Vergangenheit die älteste und die am meisten vom Aussterben gefährdete Rinderrasse der Schweiz. Von den anmutigen, temperamentvollen und umgänglichen Tieren, die aufgrund ihres leichten Gewichts auch besonders alpgängig sind, gibt es nur noch rund 300. Während Jahrzehnten trachtete die Walliser Landwirtschaftspolitik danach, die «Evolèner» zu Gunsten der verwandten «Eringer» ganz auszumerzen. Erst mit dem damaligen Staatsrat Jean-Michel Cina begannen etwas bessere Zeiten. Er hatte dafür gesorgt, dass die «Evolèner» von Bund und Kanton wieder anerkannt werden.

Den Charakter erhalten

Genossenschafts-Präsident und Pionierzüchter Helmut Kiechler hält nichts von den einstigen Rivalitäten. «Es gibt Eringer und das sind wunderbare Kühe. Und es gibt Evolèner und das sind zwei Mal wunderbare Kühe», erklärte er an der sonntäglichen GV. Den 45 Genossenschaftsmitgliedern gehe es nicht darum, die Tiere auf mehr Leistung oder auf ihre weiss-braunen Fellzeichnungen zu züchten. «Uns geht es um die Erhaltung der Rasse und den umgänglichen Charakter der Tiere», betonte Kiechler, der aus der Versammlungsmitte von anderen Züchtern darin unterstützt wurde. Der Genossenschaftspräsident sprach Klartext: «Die Bürokraten in Bern und Sitten sollten sich nicht um die Tiere kümmern, sondern mit guten Rahmenbedingungen dafür sorgen, dass das Züchten attraktiver wird.»

Fragwürdige Förderungs-Kriterien

Seit neuerstem fördert der Bund mit zusätzlichen vier Millionen Franken jährlich die Erhaltung der einheimischen Nutztierrassen. Eine entsprechende Motion des Walliser Ständerats Beat Rieder wurde 2021 von National- und Ständerat gutgeheissen. So positiv die Stossrichtung ist, so sehr hapert aufgrund fragwürdiger Kriterien und Berechnungen mit der richtigen Verteilung der Fördergelder. Während die Freiberger Pferde, die Appenzeller Barthühner, die Eringer oder die Walliser Schwarznasenschafe als sogenannt «kritische» Rassen gelten und es weit höhere Tier-Beiträge gibt, sind die «Evolèner» nur «gefährdet» und entsprechend nur ein Bruchteil der Beiträge wert. Das können die betroffenen Züchter nicht nachvollziehen. Zum Verhängnis wird ihnen offenbar der vergleichsweise tiefe Inzucht-Koeffizient ihrer Tiere. An der GV am Sonntag nahm der Vorstand einen Vorschlag, die zweifelhaften Berechnungen und Kriterien von einer wissenschaftlich kompetenten Stelle überprüfen zu lassen.

Wasser und Tourismus als wachsende Probleme

In seinem Jahresbricht kam Präsident auch auf zwei weitere aktuelle Fragen zu sprechen. Die gegenwärtige Trockenheit und die damit erneut drohende Wasserknappheit bereit grosse Sorgen und beschäftige die Bauern. Einfach Lösungen gebe es nicht. Hinzu komme, dass auch die Begehrlichkeiten des Tourismus in Bezug auf Wege und Weiden immer grösser werden. «Wir sind nicht partout dagegen», so Helmut Kiechler «aber wenigstens reden sollte man mit den Bauern rechtzeitig reden und sie nicht vor fertige Tatsachen stellen.»

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